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Lumix S1 und S1R - Panasonics neue Speerspitze im Kurztest

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Unter dem Motto „Vollformat ohne Kompromisse“ präsentiert Panasonic heute die ersten zwei Modelle der S-Serie in ganzer Pracht. Zur photokina 2018 wurden nur grobe Eckdaten bekanntgegeben und eine Autofokus-Demo präsentiert. Nun folgen alle Details und ein erster Praxistest darf auch nicht fehlen.

Testbild Panasonic Lumix S1R [Bildmaterial: Panasonic]

Zum Start gibt es zwei Modelle der S-Serie: Die Lumix S1 und S1R. Der Hauptunterschied besteht dabei im Vollformat-Bildsensor, der bei der S1 mit 24 und bei der S1R mit 47 Megapixeln auflöst. Die meisten anderen Spezifikationen sowie das 1 kg schwere Gehäuse sind hingegen identisch. So bieten beide Modelle ein staub- und spritzwasserfestes Magnesiumgehäuse, zwei Speicherkarten-Slots (XQD/CFe, SD), einen modernen USB-C-Anschluss inklusive Power Delivery-Unterstützung (zum Laden des Akkus) sowie die in der Preisklasse üblichen Anschlüsse (HDMI, Mikrofon, Kopfhörer).

Das Menü der Panasonic Lumix S1 und S1R wurden leicht überarbeitet [Bildmaterial: Panasonic]

Neue Maßstäbe setzt Panasonic beim elektronischen Sucher (EVF): Das OLED-Panel löst mit 5,8 Megapixel gut 50 Prozent höher auf als die Spitzenklasse andere Hersteller und bietet zudem eine 0,78-fache Vergrößerung. Das rückseitige, 3,2“ große RGBW-LCD kommt auf 2,1 Megapixel und lässt sich in drei Achsen bewegen. Dreh- und schwenkbar, wie bei der bei Filmern beliebten GH5, ist das Display jedoch leider nicht.

Videomodus – Die GH5(s) bleibt das Flaggschiff

Anmerkung zum Testbericht
Alle im Folgenden geschilderten Eindrücke und benutzten Beispielbilder beziehen sich auf ein Vorserienmuster der Panasonic Lumix S1 und S1R. Die Ergebnisse der finalen Version können von den hier genannten und gezeigten abweichen.

Auch generell steht das Thema Video nicht so sehr im Fokus wie zuletzt bei der GH5 und GH5s, die weiterhin die Foto-Video-Hybrid-Flaggschiffe bleiben: 6K-Anamorph-Video und Timecode fehlen auf der Profi-Seite gänzlich, eine zeitlich unbeschränkte 4K-Aufnahme ist nur mit der S1 bei bis zu 30 Bilder/s möglich (S1R: 15 Minuten), Vlog und eine 10-bit-Aufzeichnung (4:2:2) müssen bei der S1 kostenpflichtig aktiviert werden, bei der S1R sind sie gar nicht verfügbar.

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Zum heiklen Thema Crop im Videomodus: Auch hier unterscheiden sich S1 und S1R noch einmal deutlich, was angesichts der gut doppelt so hohen Auflösung der Lumix S1R auch verständlich ist. Die Lumix S1R hat bei 4K-Videos einen leichten Crop (1,09x) und arbeitet mit Pixel Binning, um die Datenflut zu reduzieren. Die Lumix S1 arbeitet immer ohne Pixel Binning und bei 24-30 Bilder/s auch ohne Crop, bei 50 respektive 60 Bilder/s erfolgt im 4K-Modus jedoch ein deutlicher 1,5x Crop.

Ganz ohne Kompromisse geht es für Panasonic im Vollformat offensichtlich auch nicht. Der Vollständigkeit halber sei aber erwähnt, dass derzeit kein anderer Hersteller 4K-Videoaufnahmen mit bis zu 60 Bilder/s in einer Vollformat-DSLM anbietet. Trotz kleiner Einschränkungen ist Panasonic somit Vorreiter.

Fast 200 Megapixel und ein KI-Autofokus

Mittlerweile fast schon Standard: Der Autofokus wurde mittels Deep Learning trainiert und kann so Augen, Gesichter, Menschen und Tiere (Hunde, Katzen, Vögel) erkennen – und verfolgen. Bei mehreren erkannten Objekten im Bild, kann mit einem Drücken des AF-Joysticks zwischen selbigen gewechselt werden. Mit der im Vorabtest installierten Firmware (Version 0.7) funktionierte das Umschalten und Verfolgen bereits grundlegend, die Anzeige wirkt jedoch noch hektisch und überladen.

Die Panasonic Lumix S1 und S1R verfügen über einen Autofokus, der Augen, Gesichert und Objekte verfolgen kann [Bildmaterial: Panasonic]

Führen die Lumix S1 und S1R den Fokus nach (AF-C), sind bis zu 6 Bilder/s im Serienbild möglich, ohne Nachführung 9 Bilder/s. Die länge der Serienaufnahme hängt von der verwendeten Speicherkarte ab, beim Einsatz von schnellen XQD-Speicherkarten sind 90 (S1) respektive 40 RAW-Bilder (S1R) und mehr am Stück möglich.

Panasonic verbaut auch in der S-Serie stabilisierte Bildsensoren, die bis zu 5,5 EV längere Belichtungszeiten respektive 6 EV in Kombination mit stabilisierten Objektiven (Dual I.S.) erlauben sollen. Wir konnten im Test mit der Lumix S1R bei Verschlusszeiten von 1/10 s und 200 mm Brennweite über 90 Prozent scharfe Aufnahmen erzielen. Auch das Sucherbild war durchgehend ruhig.

Doch die beweglichen Bildsensoren können noch mehr: Wie bereits in der Lumix G9, einigen Olympus- und Pentax-Kameras können auch die Lumix S1 und S1R mehrere Bilder mit minimalem Versatz aufnehmen und diese zu einem (RAW-)Bild zusammenfügen. Die Technik dahinter wird gemeinhin als High-Resolution-Shot oder Pixel-Shift bezeichnet.

Panasonic Lumix S1R: High-Res-Shot mit fast 200 Megapixeln im Vergleich zu einer normalen Aufnahme

Die von Haus aus hochauflösende Lumix S1R gibt anschließend RAW-Bilder mit 187 Megapixeln Auflösung aus, die Lumix S1 kommt auf ebenfalls beeindruckende 96 Megapixel. Wie bei allen Sensor-Shift-Implementierungen eignet sich das Verfahren nur für möglichst statische Objekte, da mehrere Fotos hintereinander aufgenommen und verrechnet werden.

Bewegung der Kamera oder im Bild führt dabei zwangsläufig zu Artefakten oder Unschärfe, wenn Panasonic auch versucht mit viel Rechenleistung zumindest leichte Bewegungen, beispielsweise im Blattwerk, zu kompensieren. Zudem stellen sowohl 96 als auch 187 Megapixel enorme Anforderungen an die Objektive.

Objektive

Panasonics neue S-Serie setzt auf den von Leica entwickelten L-Mount, wodurch zum Start acht Leica- und drei Panasonic-Objektive (24-105 mm f/4, 50 mm f/1.4, 70-200 mm f/4) zur Verfügung stehen. Im Laufe des Jahres sollen von Panasonic noch ein 24-70 mm f/2.8, 70-200 mm f/2.8 und 16-35mm f/4 folgen, womit die meisten Klassiker abgedeckt wären.

Testbild Panasonic Lumix S1R + Lumix S 50 mm f/1.4 | f/1,4, 1/125 s, ISO-100

Ebenfalls der L-Mount-Allianz beigetreten ist Sigma, die 2019 14 Objektive auf den L-Mount adaptieren sowie einen EF-L-Adapter veröffentlichen wollen. Weitere Details werden womöglich im Rahmen der CP+ 2019 (März, Yokohama) bekanntgegeben.

Preis und Verfügbarkeit

Die Panasonic Lumix S1 soll ab März 2019 für 2.499 Euro im Handel erscheinen, die Panasonic Lumix S1R ebenfalls ab März für 3.699 Euro. Beide Kameras werden zudem als Kit mit dem LUMIX S 24-105 mm f/4 Macro O.I.S. erscheinen.

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Hinweis in eigener Sache

Die Vorab-Präsentation der Lumix-S-Serie erfolgt in Barcelona, Spanien auf Einladung von Panasonic. Die Reisekosten wurden von Panasonic Deutschland übernommen.