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Canon EOS R5 - 8K-Video, Autofokus, Serienbild und Co. im Test

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Als Canon, Nikon und Panasonic im Sommer 2018 binnen weniger Wochen verkündeten, dass sie alle in den Markt für spiegellose Kleinbildkameras einsteigen, war die Aufregung am Markt groß. Doch wie so häufig wollte die erste Generation bei keinem der drei Hersteller zünden. Während bei Panasonic die Lumix S5 deutlich mehr Interesse erzeugt, ist es bei Canon die 8K-fähige EOS R5.

Canon EOS R5 zusammen mit dem RF 50mm f/1.2L USM

Rein äußerlich hat sich dabei eher wenig seit der EOS R getan: Die beiden Gehäuse unterscheiden sich jeweils nur wenige Millimeter und die EOS R5 wiegt mit 738 g etwa 10 Prozent mehr als die meisten Konkurrenzmodelle (Nikon Z7, Sony A7R IV) oder auch die EOS R. Beide R-Modelle bieten ein 3,2" großes, dreh- und schwenkbares Touch-Display auf der Rückseite sowie ein Schulterdisplay auf der Oberseite. Auch die Abwesenheit eines echten Moduswahlrads eint beide Kameras. 

Eine der wenigen und wichtigen Änderungen am Gehäuse: Die Canon EOS R5 streicht das "Experiment Touchbar" und kehrt zu einem klassischen AF-Joystick zurück. Darüber hinaus wächst der Sucherkasten etwas und beherbergt nun einen elektronischen Sucher mit knackscharfen 5,8 statt vormals 3,7 Millionen Bildpunkten. Darüber hinaus gibt es zwei Speicherkarten-Einschübe.

Serienbild und Autofokus

Und diese beiden Fächer haben es in sich: Mit SD-Speicherkarten konnten wir in der EOS R5 über 250 MB/s messen (UHS-II vorausgesetzt), in Kombination mit CFexpress-Speicherkarten schreibt die EOS R5 sogar über ein halbes Gigabyte pro Sekunde auf passende Karten. Angesichts von 8K-RAW-Videoaufnahmen (mehr dazu später) und bis zu 20 Bilder/s bei Serienbildaufnahmen ist die hoge Geschwindigkeit jedoch auch in vielen Fällen notwendig. Fotografen sollten nicht unter 128 GB pro Karte einplanen. 

Canon EOS R5: Neben SD- können auch CFexpress-Karten verwendet werden

Die hohe Serienbildgeschwindigkeit von bis zu 20 Bilder/s hält die EOS R5 auch dann, wenn der Autofokus kontinuierlich die Schärfe nachführt. Damit ist die R5 2,5x schneller als die EOS R, wenn mit One-Shot-Autofokus gearbeitet wird – und ganze 4x schneller mit Autofokus-Nachführung (Servo AF).

Der Autofokus wurde bereits bei der EOS R mit späteren Firmware-Updates deutlich verbessert. So hatte Canon die Erkennung für das Gesichts- und Augentracking beispielsweise erheblich verbessert, in dem Köpfe und Augen deutlich weniger Fläche auf dem Sensor einnehmen müssen, um noch erkannt zu werden. Die EOS R5 setzt diesen positiven Trend fort und erkennt selbst dann noch Gesichter, wenn diese zu weiten Teilen verdeckt werden. Beispielsweise einen Fotografen mit seiner Kamera vor dem Gesicht. 

Testbild Canon EOS R5 + RF 24-70mm f/2.8L IS USM | 70 mm, f/5, 1/640 s, ISO-800

Aber auch einige Tiere (Hunde, katzenartige Tiere und diverse Vögel) stehen auf dem Speiseplan des EOS-R5-Autofokus. Damit hat Canon weitgehend zu Sony und seinen Alpha-Kameras aufgeschlossen respektive diese sogar stellenweise überholt. Eine Domäne bleibt Sony jedoch vorerst: Das Verfolgen beliebiger Objekte, auf die die Kamera nicht explizit trainiert ist.

Bildqualität

Sieht man sich den Bildsensor an, wird klar: Die EOS R5 wurde um den Gedanken "8K-Video" konstruiert. So löst der Kleinbildsensor mit 8.192 x 5.464 Pixeln oder 44,7 Megapixel auf. 8.192 Pixel entsprechend exakt der Bildbreite von 8K im 17:9 Kino-Format (8.192 x 4.320), die 5.464 Pixel in der Bildhöhe resultieren aus dem in der Fotografie üblichen Seitenverhältnis von 3:2.

Testbild Canon EOS R5 + RF 50mm f/1.2L USM | f/1.8, 1/8000 s, ISO-100

Offensichtlich steigt mit der dafür notwendigen Pixeldichte auch das Bildrauschen. Jedoch konnte Canon, wie schon zuletzt bei der EOS 90D, deutliche Fortschritte erzielen und so rauscht die EOS R5 beispielsweise merklich weniger als noch die EOS 5Ds (R) aus dem Jahr 2015 mit einer vergleichbaren Auflösung (50 Megapixeln). Aber auch beim für Landschaftsaufnahmen wichtigen Dynamikumfang hat Canon in den letzten Jahren wieder zur Konkurrenz aufschließen können.

Eine weitere große Verbesserung: Die Canon EOS R5 verfügt über einen eingebauten Bildstabilisator im Kameragehäuse. Auch hier mussten Canon-Nutzer viele Jahre mehr oder minder neidig auf die Konkurrenz schauen, dafür macht Canon direkt zwei Schritte und integriert eine Dual-Stabilisierung in Kombination mit optisch stabilisierten Objektiven. Im Ergebnis sind mehr als 6 EV Stabilisierung problemlos erreichbar: 2-4 Sekunden lassen sich im Weitwinkel beispielsweise aus der Hand fotografieren.

4K/8K-Videomodus

Es ließe sich problemlos ein eigenständiger Artikel über die Video-Möglichkeiten, aber auch -Einschränkungen der Canon EOS R5 schreiben. Viele Details, Beispielsaufnahmen und eine umfangreiche Besprechung der Überhitzungs-Thematik (mit Firmware 1.1.1) gibt es im Video unterhalb, an dieser Stelle soll es nur einen ersten Überblick geben.

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Wie mittlerweile Quasi-Standard im höherpreisigen Bereich, erlaubt auch die EOS R5 den Anschluss eines Kopfhörers und Mikrofons (je 3,5-mm-Klinke). Auch der sehr gute Video-Autofokus (Dual Pixel CMOS AF II) funktioniert nun in allen Auflösungen und zieht den Fokus sauber nach, selbst bei sehr lichtstarken Objektiven wie dem Canon RF 50 mm f/1.2L USM.

Ein Marketing-Schwerpunkt war zweifelsfrei die Möglichkeit Videos in 8K aufzuzeichnen. Zwar sind entsprechende Abspielgeräte noch rar gesät, aber: Einerseits dürfte die EOS R5 bei vielen Fotografen und Filmern viele Jahre im Einsatz bleiben, andererseits ergeben sich weitere Vorteile wie mehr Spielraum für einen späteren Beschnitt, digitale Videostabilisierung und hochauflösende Standbilder.

Canon EOS R5: 33-Megapixel-Standbild aus 8K-Videoaufnahme

Soll "nur" in 4K-Auflösung gefilmt werden, schraubt Canon die maximale Bildwiederholrate auf 120 Bilder/s, die insbesondere für Slow-Motion-Anwendungen spannend sind. Wer statt mehr lieber "bessere" Pixel will, dem stehen unter anderem ein HDR-Modus sowie 8K-Supersampling in 4K zur Verfügung. Und nicht zuletzt ein ganz großes Highlight: C-Log und RAW-Video.

Zwar bieten Nikon und Panasonic bei ausgewählten Kameras ebenfalls die Möglichkeit RAW-Videos aufzuzeichnen, jedoch nur extern am HDMI-Ausgang und in Kombination mit dem über 600 Euro teuren Atomos Ninja V. Die EOS R5 kann RAW-Videos hingegen nur intern aufzeichnen und das auch nur auf CFexpress-Speicherkarten. Gleiches gilt übrigens für 4K mit 120 Bilder/s.

Fazit und Empfehlung

Die [[FKCH:Canon-EOS-R5-Gehaeuse_64113.html|Canon EOS R5]] ist die EOS-R-Kamera, die Canon bereits 2018 gebraucht hätte. Nicht wegen 8K-Video oder 4K-Aufnahmen mit 120 Bilder pro Sekunde, sondern weil sie ein gelungener Foto-Video-Hybrid ist, der nicht nur aufschließt, sondern auch eigene Akzente setzt und sich mit Dingen wie einer internen RAW-Video-Aufnahme differenziert. 

Canon EOS R5: Der 8K-fähige Bildsensor wird im ausgeschalteten Zustand vor Staub geschützt

Fotografen bekommen von Anfang an einen sehr guten Autofokus, einen flotten Serienbildmodus ohne Einschränkungen und die Bilder landen oft schneller auf den beiden Speicherkarten, als man (sinnvoll) fotografieren könnte. Dazu gibt es ein wetterfestes Gehäuse mit weitgehend traditioneller Bedienung. Kritik gibt es vor allem im Detail wie der Hitzedebatte bei Videoaufnahmen.