ValueTech.de Logo ValueTech
Technik. Einfach. Verstehen.

Sigma 20 mm f/1.4 DG DN ART - neuer Objektivkönig am Sternenhimmel?

|

Vor einigen Jahren gab es bereits ein Sigma-Objektiv mit fast identischem Namen für DSLR-Kameras, nun folgt mit dem 20mm F1.4 DG DN ART die Neuauflage für spiegellose Systemkameras. Im Vergleich zum ebenfalls erst 2022 angekündigten 20-mm-Objektiv aus der Contemporary-Serie gibt es neben einer doppelt so hohen Lichtstärke vor allem deutlich mehr Bedienelemente.

Sigma 20mm F1.4 DG DN ART: Das Objektiv weitet sich vorne auf, damit Objektivwärmer in der Astrofotografie nicht versehentlich ins Bild rutschen.

Das Gehäuse setzt auf eine Mischung aus Metall und Kunststoff, letzterer ist gut verarbeitet und macht einen hochwertigen Eindruck. Der Blendenring ist mittlerweile Quasi-Standard für Sigmas hochwertige Objektive, bietet auf Wunsch ein präzises haptisches Feedback für jede ⅓-EV-Stufe oder lässt sich mit dem De-Click-Schalter lautlos schalten. Wer nicht versehentlich in den automatischen respektive manuellen Mofus wechseln will, kann den Blendenring auch entsprechend verriegeln.

Mit 630 g ist das neue ART-Objektiv absolut betrachtet kein Leichtgewicht, für ein kleinbildtaugliches Weitwinkelobjektiv mit Lichtstärke f/1.4 jedoch relativ leicht. Und das trotz eines umfangreichen Staub- und Spritzwasserschutzes. Die Möglichkeit klassische Rundfilter (82 mm) anzusetzen ist längst nicht mehr Standard für entsprechend lichtstarke Weitwinkelobjektive und gern gesehen.

Zur Markteinführung ist das Objektiv für das Sony-E- sowie L-Bajonett verfügbar (Leica, Panasonic, Sigma).

Autofokus

Sigma setzt, wie bei all seinen nativen DSLM-Objektiven (Kürzel DN) zur Fokussierung auf einen Schrittmotor. Der Vorteil besteht in einer praktisch lautlosen Arbeitsweise. Aufgrund der kurzen Brennweite von nur 20 mm fällt die mögliche Unschärfe im Vorder- und Hintergrund jedoch gering aus. Viel zu tun gibt es für den Fokusmotor nicht, saß im Test aber (fast) immer richtig.

[[YT:p6HAVTtuEU0]]

Der Fokusring ist bei Schrittmotoren stets elektrisch übersetzt. Während dies einerseits eine äußerst präzise manuelle Fokussierung mit sehr langem Drehweg ermöglicht (langsame Drehungen für präzise Einstellung, schnelle Drehungen für große Unterschiede), unterstützt Sigma beim 20mm F1.4 DG DN ART zudem eine lineare Übersetzung – jedoch leider nur an der L-Mount-Variante und Kameras mit entsprechender Menüoption.

Am Sony E-Bajonett gibt es dafür, erstmals bei Sigma, die Unterstützung für die AF Assist genannte Funktion, die unter anderem aus der Sony Alpha 7 IV und FX6 bekannt ist. 

Bildqualität

Nachdem Sigma mit dem 20mm F2 DG DN Contemporary bereits ein vergleichsweise lichtstarkes Weitwinkelobjektiv im Angebot hat, musste man sich auch in Puncto Bildqualität etwas einfallen lassen. Im Bildzentrum gibt es bereits bei maximaler Lichtstärke von f/1.4 eine sehr gute Bildschärfe – getestet mit der Sony Alpha 7R IV mit 60 Megapixeln Auflösung. Ein Abblenden auf f/4-5.6 bringt noch einmal etwas mehr Mikrokontrast, aber die Unterschiede sind minimal. 

Testbild Sigma 20mm F1.4 DG DN ART: Bildschärfe im Bildzentrum bei f/1.4 (li.) und f/5.6 im Vergleich

Zu den Bildecken gibt es den üblichen, sichtbaren Abfall an Bildschärfe. Dieser fällt für die Objektivklasse jedoch eher moderat aus und lässt sich durch moderates Abblenden noch weiter  reduzieren (siehe Bild unterhalb). Die chromatische Aberration am Bildrand (Farbquerfehler) hat Sigma bereits ohne Software-Korrekturen gut in den Griff bekommen. Leichte Farbsäume an Kontrastkanten lassen sich bei gezielter Suche zwar ausmachen, stören aber nicht. 

Testbild Sigma 20mm F1.4 DG DN ART: Bildschärfe an den Rändern bei f/1.4 (li.) und f/5.6 im Vergleich

Ebenfalls erfreulich: Die Auflösung ist auf beiden Achsen nahezu identisch, was vor allem in der Astrofotografie eine Wünschenswerte Eigenschaft ist. An der Naheinstellgrenze von 23 cm (Abbildungsmaßstab 1:6,1) reicht ein moderates Abblenden auf f/2.8 für mehr Detailschärfe und Kontrast.

Testbild Sigma 20mm F1.4 DG DN ART: Bokeh bei f/1.4, f/2.8 und f/5.6 im Vergleich (v.l.n.r.)

Das Bokeh – die Schönheit, Weichheit oder Rundheit der Hintergrundunschärfe – weiß ebenfalls zu überzeugen und das selbst abgeblendet: Dank der elf abgerundeten Blendenlamellen ist der Hintergrund selbst bei einer Blende von f/5.6 noch vergleichsweise ruhig. Wer im Weitwinkel näher heran will, muss auf das weniger lichtstarke Tamron 20mm F2.8 Di III OSD M1:2 zurückgreifen.

Testbild Sigma 20mm F1.4 DG DN ART + Sony Alpha 7R IV | f/5.6, 1/500 s, ISO-100

Die Vignettierung (Randabschattung) ist mit 1,5-2 EV klassenüblich, lässt sich aber einfach über das integrierte Korrekturprofil im Nachgang oder der Kamera herausrechnen. Die Verzeichnung lässt sich ebenfalls korrigieren und ist ohne Korrekturen sichtbar, jedoch weniger ausgeprägt als es die kompakte Konstruktion erahnen lässt.

Fazit und Empfehlung

Das [[FKCH:Sigma-20mm-f-1-4-DG-DN-ART-Sony-FE-Mount_64780.html|Sigma 20mm F1.4 DG DN]] ist eine würdige Nachfolge für das 20mm F1.4 DG HSM geworden. Über 350 g leichter, dennoch schärfer und auch sonst optisch ohne größere Schwächen sowie mit vielen spannenden Details ausgestattet.

Testbild Sigma 20mm F1.4 DG DN ART + Sony Alpha 7R IV | f/4.5, 1/500 s, ISO-100

Die wahrscheinlich härteste Konkurrenz hat Sigma hausintern: Das 20mm F2 DG DN Contemporary ist noch einmal deutlich leichter und kleiner, mit einer Offenblende von f/2 "nur" um den Faktor 2 lichtschwächer und bereits bei maximaler Lichtstärker erstaunlich scharf – und dürfte somit für die allermeisten potentiellen Kunden die schlussendliche Wahl sein. Seine Fans dürfte es vor allem in der Astrofotografie oder bei Landschaftsaufnahmen finden.