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Canon EF 50 mm f/1.8 STM: Besser als der Vorgänger und trotzdem günstig

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Seit nunmehr 1991 gibt es das Canon EF 50 mm f/1.8 II. Nun, 24 Jahre später, hat Canon den Nachfolger EF 50 mm f/1.8 STM angekündigt. Gerade mit seinem niedrigen Preis von knapp 100 Euro und der recht guten Schärfenleistung konnte das alte 50 mm in der Version II viele Fans gewinnen, ob die Neuauflage hier anknüpfen kann? Wir meinen Ja!

Design und Verarbeitung

135 Euro - so lautet die Kampfansage von Canon an die Konkurrenz. 135 Euro für ein Portraitobjektiv mit einer Lichtstärke von f/1.8, modernem Autofokusmotor und Metallbajonett. Besonders letzteres fehlte dem Vorgänger und sorgte gleich für eine ganze Reihe wenig schmeichelhafter Spitznamen: Joghurtbecher, Nifty-Fifty oder Plastic Fantastic.Canon EF 50 mm f/1.8 STM (links) und Canon EF 50 mm f/1.8 II (rechts) im Vergleich

Auch bei der neuen Version setzt Canon, wenig verwunderlich, wieder auf ein Kunststoffgehäuse, nun jedoch in modernerer Optik und auch besserer Verarbeitungsqualität. Das Metallbajonett sorgt durch sein höheres Gewicht zudem für ein wertigeres Gefühl. Mit 159 Gramm geht das Canon EF 50 mm f/1.8 STM trotzdem noch als Leichtgewicht durch und passt dank der kompakten Abmessungen Problemlos in wohl jede Fototasche.

Autofokus (STM)

Der Autofokus ist, zumindest namenstechnisch, die größte Neuerung: Canon setzt auf einen Schrittmotor (STM), der gewohnt leise zu Werke geht. Von lautlos kann jedoch keine Rede sein. Nachteilhaft im Vergleich zu Mikromotoren oder Ultraschall-Autofokussystemen: Der manuelle Fokus ist nicht mechanisch angebunden. Ein drehen am MF-Ring wird immer elektrisch über den Motor umgesetzt, dies hat eine minimale Verzögerung zur Folge.

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Die Geschwindigkeit ist im Vergleich zum Vorgänger nicht gestiegen, war jedoch auch bei letzterem nie ein Kritikpunkt. Jedoch erlaubt die STM-Technologie ein weiches Nachführen des Fokus im Videomodus. Aufgrund des signifikant gesunkenen Geräuschpegels eignet sich das Canon EF 50 mm f/1.8 STM nun also auch für Videoaufnahmen von Hobbyfilmern, die nicht immer zum manuellen Fokus greifen wollen.

Bildqualität

Die Bildschärfe konnte Canon leicht verbessern, zumindest am Bildrand. Nutzer einer DSLR-Kamera mit APS-C-Bildsensor werden bezüglich der Bildschärfe demzufolge nahezu keinerlei Unterschiede erkennen können. Erfreulich: Selbst in Kombination mit der Canon EOS 5Ds (50 Megapixel) sind im Bildzentrum keine Auflösungsdefizite erkennbar.Testbild Canon EF 50 mm f/1.8 STM + Canon EOS 5Ds | f/3.2, 1/500 s, ISO-100

Das Bokeh - die "Schönheit des Hintergrunds" - war eine weitere, zentrale Baustelle bei Canons Überarbeitung. Hatte die Blende beim Vorgänger noch 5 Lamellen (deutlich an der Pentagon-Form links zu erkennen) setzt man nun auf 7 Blendenlamellen und schafft so ein deutlich ruhigeres, runderes Bokeh. Einsteiger in der Portraitfotografie wird dies sicherlich freuen.Bokeh-Vergleich: Canon EF 50 mm f/1.8 II (links) und Canon EF 50 mm f/1.8 STM (rechts) | f/4, Canon EOS 5Ds

Die Chromatische Aberration hat Canon nur teilweise korrigiert. Während die Farbquerfehler (violette oder grüne Farbsäume an Kontrastkanten zum Bildrand hin) noch gut korrigiert sind, fallen Farblängsfehler (violette vor, bzw. grüne Farbsäume hinter der Fokusebene) insbesondere bei kurzen Fokusdistanzen störend auf. Da eher wenig Makro-Aufnahmen mit dem Canon EF 50 mm f/1.8 STM angefertigt werden dürften, halten sich die praktischen Auswirkungen indes in Grenzen.Testbild Canon EF 50 mm f/1.8 STM + Canon EOS 5Ds | f/3.2, 1/1600 s, ISO-100

Die Vignettierung (Randabschattung) ist nur bei komplett geöffneter Blende und am Vollformat verwendet deutlich sichtbar. An APS-C-Kameras verwendet ist selbst bei Offenblende nahezu keine Randabschattung zu sehen, am Vollformat muss hingegen bis Blende f/4 abgeblendet werden. Alternativ lässt sich die Vignettierung natürlich auch im RAW-Konverter entfernen oder als Stilmittel in der Portraitfotografie nutzen.

Fazit und Empfehlung

Die Vorstellung der Neuauflage war in vielerlei Hinsicht überraschend: Neben vielen technischen Verbesserungen hat Canon die UVP beinahe unverändert gelassen und verlangt nur 135 Euro für das [[ASIN:B00XHHB7MI|Canon EF 50 mm f/1.8 STM]]. Und selbst dieser Kampfpreis wird 2 Monate nach Verfügbarkeit im Handel schon um 10 Prozent unterboten.Bildschärfe-Vergleich: Canon EF 50 mm f/1.8 II und Canon EF 50 mm f/1.8 STM | f/1.8, Canon EOS 5Ds

Sicherlich gibt es formell viel zu bemängeln: Die Bildschärfe könnte zum Rand hin noch besser, die Randabschattung vor allem am Vollformat geringer und die Farblängsfehler besser korrigiert sein. Aus technischer Sicht für Canon zweifelsohne kein Problem, angesichts des sehr geringen Preises jedoch schlichtweg unrealistisch. Wir können eine uneingeschränkte Kaufempfehlung für all jene aussprechen, die sich näher mit der Portraitfotografie beschäftigen wollen.