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Metabones, Kipon BavEyes und Zhongyi - 3 Speed Booster im Vergleich

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Wie nennt man eigentlich das Gegenstück zu einem Telekonverter: Weitwinkel-Konverter, Fokalreduktor oder gar Speed Booster? Ganz abseits dieser fast schon akademischen Frage testen und vergleichen wir drei Modelle von Kipon/BavEyes, Metabones und Zhongyi im Preisbereich von 130 bis über 800 Euro – mit teils überraschenden Resultaten!

Metabones Speed Booster XL 0,64, Kipon BavEyes EF-MFT AF 0,7x und Zhongy Lens Turbo II 0,7x

Mit dabei sind der Metabones Speed Booster XL 0,64x (800 Euro), Kipon BavEyes EF-MFT AF 0,7x (400 Euro) und der Zhongyi Lens Turbo II EF-M43 (130 Euro). Die Verarbeitung kann sich grundlegend bei allen getesteten Modellen sehen lassen: An beiden Enden ist immer ein Bajonett aus Metall zu finden und auch der restliche Tubus wurde nicht aus Kunststoff gefertigt. Einzig und allein der chinesische Anbieter Zhongyi spart, aus unerfindlichen Gründen, bei der Objektiv-Entriegelung und setzt auf einen etwas wackligen Metallstift.

Was macht ein Fokalreduktor / Speed Booster?

Doch worüber reden wir hier eigentlich? Wer sich die Frage noch immer stellt, dem sei verziehen. Zwar sind Fokalreduktoren keine neue Erfindung, doch erst mit steigender Popularität von (hochwertigen) Systemkameras mit kleinem Sensor – insbesondere die Micro-Four-Thirds-Flaggschiffe von Olympus und Panasonic sind hier zu erwähnen – hat sich ein nennenswert großer Markt etabliert.

Wie funktioniert ein Fokalreduktor / Speed Booster / Weitwinkel-Konverter?

Grundlegend handelt es sich bei Fokalreduktoren oder Speed Boostern (ein Markenname von Metabones) um einen "umgedrehten Telekonverter". Voraussetzung ist ein Objektiv, dessen Bildkreis größer als der Durchmesser des Bildsensors ist. Damit weiterhin eine Fokussierung auf unendlich möglich ist, sollte zudem das Auflagemaß der Kamera deutlich kürzer sein als das des Objektives (aus diesem Grund werden zumeist DSLR-Objektive an DSLM-Kameras adaptiert). Sind diese Voraussetzungen erfüllt, kann der Fokalreduktor das einfallende Licht vom Objektiv sammeln und wie eine kleine Lupe auf den kleineren Sensor bündeln.

Der Effekt? Der Crop-Faktor wird reduziert und die Lichtstärke erhöht. Selbst an Kameras mit kleinem MFT-Sensor (Crop-Faktor: 2) sind somit beinahe Vollformat-ähnliche Bilder möglich. Ein paar Beispiele von Vollformat-Objektiven an MFT-Kameras, adaptiert mit einem 0,64x-Fokalreduktor:

  1. 24-70 mm f/2.8 → 15-45 mm f/1.8 (KB: 30-90 mm)
  2. 70-300 f/4-5.6 → 45-192 mm f/2.5-3.6 (KB: 90-384 mm)
  3. 85 mm f/1.4 → 54 mm f/0.9 (KB: 109 mm)

Aus dem ursprünglichen Crop-Faktor von 2,0 wird durch den 0,64x-Fokalreduktor ein finaler Crop-Faktor von nur noch 1,28x. Die Lichtstärke erhöht sich zugleich um etwa 1⅓ EV.

Bildqualität

Die versprochene Überraschung gibt es im Bereich Bildqualität. Als Referenz kommt ein Canon EF 100 mm f/2.8L IS USM mit einem [[ASIN:B00LECYGW6|K&F Concept EOS-M43 Adapter]] zum Einsatz. Letzterer ist kein Fokalreduktor, sondern ein einfacher Adapter ohne Glaselemente, der so eine Beurteilung der maximal möglichen Bildschärfe erlaubt. Als Kamera dient die Panasonic GH5 mit einem 20-Megapixel MFT-Sensor.

Ist die Bildschärfe im Bildzentrum noch bei allen Testkandidaten unkritisch und auf sehr hohem Niveau, trennt sich am Bildrand die Spreu vom Weizen. Das schärfste Bild erzielt das günstigste Produkt im Test, der Zhongyi Lens Turbo II. Visuell sind fast keine Unterschiede zur Referenz zu erkennen. Dicht dahinter folgt der Metabones Speed Booster XL, der aufgrund der stärkeren Verkleinerung (0,64x statt 0,7x) weiter außen am Bildrand operiert. Eine minimal schlechtere Bildqualität war also durchaus zu erwarten. Wirklich schlecht schnitt nur der Kipon BavEyes AF ab: Bei sehr offenen Blenden neigt die Konstruktion zu einer extremen Randunschärfe, die erst bei deutlich kleineren Blenden wie f/8-16 verschwindet.

Bildschärfe am Bildrand im Vergleich zwischen dem Metabones Speed Booster XL 0,64, Kipon BavEyes EF-MFT AF 0,7x und Zhongy Lens Turbo II 0,7x

Die sehr schlechte Leistung am Bildrand schlägt sich indes auch auf das Bokeh nieder, das nur beim Kipon BavEyes sehr unruhig wirkt und an sehr alte Objektivkonstruktionen aus dem 19. und 20. Jahrhundert erinnert. Insgesamt positiv hervorzuheben: Chromatische Aberration (Farbquer- und längsfehler) werden von keinem Adapter künstlich hinzugefügt.

Bokeh im Vergleich: Referenz, Kipon BavEyes EF-MFT AF, Metabones Speed Booster XL und Zhongyi Lens Turbo II EF-M43 (v.l.n.r.)

Auch beim Thema Lens Flares schneidet der Kipon-Adapter als einziger schlechter ab und produziert unter ungünstigen Bedingungen im Test einen intensiven, violetten "Fleck" am Bildrand. Mehr dazu im Video unterhalb.

Autofokus und Bildstabilisator

Beim Zhongyi Lens Turbo II handelt es sich um einen passiven Fokalreduktor ohne jede Elektronik. Folglich lassen sich weder Autofokus noch Bildstabilisator benutzen und es werden auch keine EXIF-Daten (Brennweite, Blende, Fokusabstand, Objektivmodell etc.) übertragen. Bei einigen modernen Objektiven mit rein elektrisch gesteuertem Fokus (Canon STM/Nano-USM, Nikon AF-P) ist ferner auch keine manuelle Fokussierung mehr möglich.

Die Modelle von Kipon und Metabones sind aktive Adapter (oft auch smart genannt), die alle oben genannten Dinge ermöglichen. Da die Adapter zwischen verschiedenen Welten "übersetzen" müssen und es mittlerweile sehr spezielle Kombinationsmöglichkeiten gibt (unter anderem den Dual-I.S. bei Panasonic-Kameras), sind auch die Resultate bei der Autofokusleistung sehr unterschiedlich.

[[YT:IrqNHBHFxf0]]

Kurzgesagt lässt sich keine pauschale Aussage über die AF-Geschwindigkeit oder -Präzision/Treffsicherheit machen, da selbige von der Kamera-Objektivkombination abhängt und einen weiten Bereich abdeckt. Von einer sehr hohen Treffsicherheit und Geschwindigkeit bis zum Einfrieren der Kamera bei sehr neuen Modellen ist praktisch alles dabei. Zum Glück lassen sich beide aktiven Fokalreduktoren via micro-USB-Kabel mit dem PC oder Mac verbinden und sich neue Firmware-Versionen aufspielen (Zum Download: Kipon | Metabones).

Sollten Sie fragen zu einer konkreten Kombination von Kamera und Objektiv haben, helfen wir gerne im Community-Forum weiter.

Fazit und Empfehlung

Der Test endet mit gleich zwei Empfehlungen. Wer noch ältere Objektive mit Blendenring besitzt und vor allem nach einer günstigen Lösung sucht, wird mit dem [[ASIN:B01B2LFPZA|Zhongyi Lens Turbo II EF-M43 0,7x]] definitiv glücklich werden. Für 130 Euro kann die abgelieferte Leistung nur als sehr gut bezeichnet werden. Wer nicht auf Bildstabilisator, Autofokus und bei modernen Objektiven auch die Blendeneinstellung nicht verzichten kann, kommt um den teuren [[ASIN:B011GEMHU4|Metabones Speed Booster XL 0,64x]] leider nicht herum. Dafür gibt es ein durchweg solides Produkt mit sehr gutem Hersteller-Support, der meist binnen weniger Stunden bis maximal 2 Tagen antwortet.

Enttäuscht hat der Kipon BavEyes EF-MFT 0,7x. Dies ist umso enttäuschender, wäre es doch gerade er als smarter Adapter gewesen, der den Metabones hätte Konkurrenz machen können. Unser ganz persönlicher Wunsch wäre die Zhongyi-Optik im Kipon-Adapter.